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Unfuckingfassbar!

In der Fernsehshow „The voice of Germany“ hat Rea Garvey, irischstämmiger Sänger und in Deutschland aufgewachsen, einen Begriff geprägt, den wir hier sonst nie geschrieben hätten. Er prägte das Wort „unfuckingfassbar“, das somit salonfähig wurde. Mehr als dieses eine Wort bedarf der 1:0-Sieg unserer Altstädter Jungs beim FV Illertissen eigentlich nicht. Jedes weitere Wort wäre eines zuviel.

Grazie, Tim! Mit seinem Treffer stieß Tim Danhof das Tor zur Meisterschaft meilenweit auf.

Und doch: Ein Spielbericht bedarf mehrerer Worte als nur dieses eine. Bis die 16. Auswärtspartie der Saison ohne Niederlage feststand, bedurfte es schließlich mehrerer Hopfenkaltgetränke. Für Menschen mit Hang zum Nägelkauen dürfte das Spiel ebenfalls nur bedingt geeignet gewesen sein. Daher – um zumindest beim Lesen die Ruhe zu bewahren – wird das Feld einfach einmal von hinten aufgezäumt.

Jubel pur nach dem Schlusspfiff: Keeper Sebastian Kolbe und seine Jungs feiern den Auswärtssieg. Foto: Tobias Mühlsteff.

Dass eine Mannschaft durch einen Freistoßtreffer in der 89. Minute eine Partie mit 1:0 gewinnt: Passiert desöfteren auf Plätzen in der Republik. Dass das der Spitzenreiter einer Liga ist: Ebenfalls. Dass dieser Spitzenreiter allerdings nur sechs Tage vorher gegen den Tabellenletzten mit 0:4 verlor, nachdem er den direkten Verfolger eine Woche vorher mit 4:0 vom Platz fegte: Eher selten. Und um das Alleinstellungsmerkmal dieses Sieges zu untermauern, muss man wissen, dass zum Zeitpunkt des Siegtreffers nur noch acht Feldspieler auf dem Rasen standen.

Grazie, Kolbe! Mit dem gehaltenen Elfmeter bereitete Sebastian Kolbe den Weg zum Sieg erst.

Nach einer von beiden Seiten ordentlichen Anfangsphase verflachte die Partie mehr und mehr. Er nach dem Pausentee nahm sie dann Fahrt auf. Nicht zugunsten der Altstadt. Dennis Lippert sah nach einem Foul im Laufduell von Schiedsrichter Huber die Ampelkarte (51. Minute), den fälligen Elfmeter parierte Sebastian Kolbe mit einer Fußabwehr – die Basis für den Sieg. Hätte Wegmann verwandelt, wäre es wohl richtig knapp geworden. So blieb es spannend bis kurz vor dem Ende. Und das nach einem weiteren Rückschlag: Felix Weber sah nach einer Notbremse, auch er soll im Laufduell unfair zu Werke gegangen sein, die rote Karte vom Schiedsrichter (71.). Das große Zittern begann. Doch bis auf einen Pfostenschuss von Klajic (81.) kamen die Illertissener nicht gefährlich vor Kolbes Kasten. Auf der anderen Seite schlug dann die Stunde von Tim Danhof. Er, schon in den Anfangsminuten mit zwei Freistößen nur knapp gescheitert, schnappte sich das Leder 25 Meter vor dem Kasten. Und zirkelte es sehenswert und unhaltbar direkt in die Gambel – der Rest war eine Abwehrschlacht tapferer Altstädter Recken. Die das unfuckingfassbare wahr machten und das Tor zum Meistertitel mit dem saisonübergreifenden 18. Liga-Auswärtsspiel in Folge ohne Niederlage damit meilenweit aufstießen. Der Start dieser Serie: Die gelang im Ligabetrieb in Illertissen.

Illertissen: Thiel – Wegmann, Boyer (64. Luhbrand), Sakai, Maiolo, Bergmüller (71. Gold), Kopf, Wanner (86. Enderle), Keckeisen, Mozler (64. Kljajic), Glessing (71. Estevez Fernandez).  

Bayreuth: Kolbe – Götz (60. Steininger), Schwarz, F. Weber, Lippert – Kirsch, Andermatt – Knezevic, Nollenberger (74. Eder), Danhof – Ziereis (57. Kaymaz).  

Tor: 0:1 Danhof (89.)  

Schiedsrichter: Huber.  

Gelbe Karten: Boyer, Keckeisen, Maiolo / Andermatt, Kirsch.

Gelb/Rote Karte: – / Lippert (48.)

Rote Karte: – / F. Weber (71. Notbremse).  

Zuschauer: 385